Therapien – vielfältige Möglichkeiten und neue Optionen
Wie bei jeder Erkrankung ist auch für den Therapie-Erfolg bei einer Lebererkrankung die wichtigste Voraussetzung eine frühzeitige und korrekte Diagnose. Das primäre Therapie-Ziel bei jeder Lebererkrankung ist, durch frühzeitigen Therapiebeginn ein Fortschreiten der Erkrankung zu vermindern und im besten Fall die Heilung zu gewährleisten. Unternimmt der Betroffene rechtzeitig etwas gegen die Lebererkrankung wie beispielsweise eine Leberverfettung, kann sich das Organ oft wieder vollständig erholen.
An erster Stelle steht somit die Behandlung der diagnostizierten Grunderkrankung. Außerdem müssen bei allen Lebererkrankungen zwingend Substanzen und Verhaltensweisen gemieden werden, die zu einer zusätzlichen Belastung und Schädigung der Leber führen können. Dies sind neben Alkohol auch Medikamente (in Absprache mit dem behandelnden Arzt).
Eine Umstellung des Lebensstils durch eine an die Erkrankung angepasste Ernährung sowie sportliche Betätigung kann zur Rückbildung einer Fettleber und auch einer Fettleberentzündung führen. Zur Optimierung der Lebergesundheit sollte man darauf achten, dass man möglichst nicht übergewichtig wird oder bleibt. Je nach Lokalisation der Fettpolster unterscheidet sich der Krankheitswert, den Übergewicht mit sich bringt. Bauchfett funktioniert wie eine Drüse, die Botenstoffe ins Blut abgeben kann, die eine Entzündung der Leber auslösen aber auch die Ausbildung einer Arteriosklerose begünstigen kann.
Bei einigen Lebererkrankungen wie beispielsweise der Hepatitis C gibt es mittlerweile hochwirksame Medikamente. Diese neuen HCV-Therapien haben Heilungsquoten, die in der Regel bei 90 bis 100 Prozent liegen.
Und es gibt weitere Erfolge bei neuen Therapien von Lebererkrankungen: Erstmalig seit fast einem Jahrzehnt wurde eine neue Erstlinientherapie in der systemischen Therapie des Hepatozellulären Karzinoms (HCC) zugelassen. Die neue Kombinationstherapie (Atezolizumab und Bevacizumab) verlängert im Vergleich zum Therapiestandard Sorafenib das Überleben signifikant und ist besser verträglich. Diese erste Immuntherapie, die beim HCC zugelassen wurde, basiert auf einem Immun-Checkpoint-Inhibitor (ICI) in Kombination mit einem VEGF (vascular endothelial growth factor)-Antikörper. Weitere Substanzen befinden sich in der klinischen Prüfung. Detaillierte Informationen finden Sie in einem HepNet Journal-Beitrag.
Auch für die Therapie von sogenannten seltenen Lebererkrankungen wird an neuen Medikamenten geforscht. Seit 2020 ist beispielsweise mit Givosiran ein neuer Wirkstoff für die Behandlung der für die Leber relevanten akuten intermittierenden Porphyrie – eine seltene Stoffwechselerkrankung – zugelassen. Givosiran schaltet ein Gen vorübergehend stumm, sodass die Häm-Vorläufer nicht mehr so zahlreich anfallen und die Symptome gelindert werden.
Gegen das Hepatitis A-Virus und das Hepatitis B-Virus ist der sicherste Schutz eine Impfung – auch als Kombinationsimpfung gegen beide Virus-Varianten möglich.
Gegen die chronische Hepatitis D-Virusinfektion wurde im August 2020 eine bedingte Marktzulassung in Europa für ein neues Medikament erteilt. Nach vielversprechenden Ergebnissen einer 2019 veröffentlichten Phase 2b-Studie mit Bulevirtid, einem Eintrittshemmer für das Hepatitis B- und D-Virus, kann das Medikament nun verordnet werden. Mit dieser Therapie kann bei fast allen Patienten eine deutliche Reduktion der HDV-Viruslast erreicht werden, was zu einer Verringerung der Leberentzündung führt. Die Behandlung darf nur durch einen Arzt eingeleitet werden, der in der Behandlung von Patienten mit HDV-Infektionen erfahren ist.
Abhängig von der Art der Lebererkrankung kann an der Leber auch eine Operation durchgeführt werden.
Im Endstadium einer Lebererkrankung wie beispielsweise der Leberzirrhose, in dem die Syntheseleistung und Entgiftungsfunktion kritisch abnehmen, ist eine Lebertransplantation die letzte Therapieoption.
Nach wie vor schlecht behandelbar sind fortgeschrittene Leberzirrhosen, bösartige Krebserkrankungen der Leber wie das Hepatozelluläre Karzinom und Lebermetastasen.
Ausführliche Informationen zu aktuellen Therapiemöglichkeiten sowie zu den Themen Leber und Lebererkrankungen bietet Das Leber-Buch der Deutschen Leberstiftung in der vierten aktualisierten Auflage. Ein persönliches Rezensionsexemplar können Journalisten für ihre Berichterstattung sehr gern per E-Mail an asche@humboldt.de (Frau M. Asche) anfordern.
HCV-Therapie – fast 100-prozentige Heilungsquote
Seit 2014 wurden in Deutschland zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C zugelassen, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct Acting Antiviral Agents). Sie bewirken unter anderem, dass das Virus seine benötigten Eiweiße nicht bilden und sich auch nicht vermehren kann. Die DAAs sind nur in unterschiedlichen Kombinationen für die Behandlung der Hepatitis C zugelassen. Es handelt sich dabei immer um Kombinationstherapien aus mindestens zwei oder mehr Wirkstoffen.
In seltenen Fällen müssen noch Ribavirin-Tabletten hinzugegeben werden. Ribavirin blockiert ebenfalls die Vermehrung der Hepatitis C-Viren im Körper. Interferon alfa wird mittlerweile bei Hepatitis C nicht mehr eingesetzt.
„Die Effektivität der Hepatitis-C-Therapien konnte enorm gesteigert werden. Noch vor circa 25 Jahren lag die Heilungsquote bei nur fünf bis zehn Prozent. Mit den neuen Hepatitis-C-Therapien können deutlich mehr Betroffene behandelt und mehr als 95 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten geheilt werden“, sagt Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Die zwei- bis dreimonatigen Therapien weisen nur wenige Nebenwirkungen auf. Die individuelle Therapie muss für jeden einzelnen Patienten nach Möglichkeit mit einem erfahrenen Hepatologen entschieden werden. Weitere Faktoren wie der Genotyp, Vorbehandlungen und sowie eventuelle Begleiterkrankungen müssen gegebenenfalls berücksichtigt werden.
Die neuen hochwirksamen Hepatitis-C-Therapien sind ein wichtiger Baustein für das Erreichen des Ziels der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Bundesministeriums für Gesundheit, die Hepatitis C in Deutschland bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.
Aufgrund der Weiterentwicklung der Therapie der chronischen Hepatitis C wurde 2020 eine Aktualisierung der Empfehlungen der S3-Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus-Infektion“ von 2018 erarbeitet. Das Therapie-Addendum steht hier zur Verfügung.
Die Deutsche Leberstiftung bietet eine Kurzbroschüre über Hepatitis C für Betroffene und ihre Angehörigen an.
Ausführliche Informationen zu aktuellen Therapiemöglichkeiten der Hepatitis C sowie zu den Themen Leber und Lebererkrankungen bietet Das Leber-Buch der Deutschen Leberstiftung in der vierten, aktualisierten Auflage. Ein persönliches Rezensionsexemplar können Journalisten für ihre Berichterstattung sehr gern per E-Mail an asche@humboldt.de (Frau M. Asche) anfordern.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema HCV-Therapien finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung zum Welt-Hepatitis-Tag: mit Aufklärung, Screening und Therapie die Virushepatitis eliminieren (22.07.2024)
World Liver Day: Deutsche Leberstiftung fordert verstärkte Aufklärung für Lebererkrankungen (15.04.2024)
Weltgesundheitstag: Deutsche Leberstiftung fordert zur Früherkennung von Erkrankungen der Leber auf (02.04.2024)
Lebertumoren – Prävention und Früherkennung: Deutsche Leberstiftung sensibilisiert zum Weltkrebstag 2024 (31.01.2024)
Deutsche Leberstiftung fragt zum 24. Deutschen Lebertag: „Kennen Sie Ihre Leberwerte?“ (13.11.2023)