Hepatitis E-Virus (HEV) / Hepatitis E
Das Hepatitis E-Virus (HEV) wird in Deutschland und anderen Industrieländern hauptsächlich zoonotisch über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- oder Wildfleisch und daraus hergestellten Produkten übertragen.
Eine im September 2020 veröffentlichte Studie hat die Häufigkeit von Verunreinigungen in kommerziellem Schweinefleisch untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als zehn Prozent aller getesteten Proben mit dem HEV kontaminiert sind. In Proben der Schweinelebern konnte das HEV-Genom bei einem Anteil von fünf Prozent und bei Leberwürsten bei 13 Prozent nachgewiesen werden. Im Vergleich mit früheren Studien zeigt sich für Deutschland eine Prävalenz von Hepatitis-E-Viren in Lebensmitteln mit Schweineleber, die seit zehn Jahren relativ unverändert und sehr hoch ist. Die Infektiosität des HEV war kein Studien-Bestandteil. Nachgewiesene Viren können durch etwa entsprechende Erhitzung bei der Lebensmittelverarbeitung möglicherweise inaktiv sein.
Im Wasser vorkommendes HEV kann von Muscheln oder anderen filtrierenden Organismen angereichert werden und so ebenfalls als Infektionsquelle dienen. Die Übertragung des Hepatitis-E-Virus erfolgt auch fäkal-oral, aus diesem Grund ist das HEV vor allem in Ländern mit geringen hygienischen Standards wie Afrika und Asien sehr häufig zu finden. Die Übertragung in diesen Ländern erfolgt über kontaminierte Nahrungsmittel und verseuchtes Wasser. Während der Regenzeiten kann sich Hepatitis E in den betroffenen Ländern deshalb zu einer Epidemie entwickeln. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist ebenfalls möglich.
Hepatitis E verläuft – ähnlich wie Hepatitis A (HAV) – häufig ohne Symptome, sie ist klinisch nicht von einer HAV-Infektion zu unterscheiden. Eventuell auftretende Beschwerden sind meist unspezifisch und nur gering ausgeprägt. Mögliche Anzeichen sind beispielsweise Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Bauchbeschwerden und eine Gelbfärbung der Haut. Bei immunsupprimierten (beispielsweise organtransplantierte) Patienten sind chronische Verläufe der Hepatitis E möglich, die innerhalb weniger Jahre zu Leberzirrhosen mit lebensgefährlichen Komplikationen führen können. Hepatitis E kann bei Schwangeren zu einem schweren Krankheitsverlauf und zum Leberversagen führen.
Eine Impfung gibt es in Deutschland bislang noch nicht.
In Deutschland stehen zur Diagnostik einer Hepatitis E Antikörpertests und PCR-basierte Techniken zum direkten Nachweis der HEV-RNA zur Verfügung.
Die Hepatitis E wird in Deutschland von Experten als eine häufig unterschätzte Infektionserkrankung eingestuft. Laut dem Koch-Institut (RKI) haben sich seit dem Jahr 2000 die Meldungen von HEV-Infektionen mehr als verzehnfacht. Ein behandelnder Arzt sollte beim Vorliegen von unklaren Transaminasen auch an eine Hepatitis-E-Virusinfektion denken und weiterführende Diagnostik durchführen.
Aufgrund einzelner Übertragungsfälle von Hepatitis E in den letzten Jahren hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im Februar 2019 ein produktabhängiges Stufenplanverfahren zum zusätzlichen Test von Blutkomponenten auf HEV angeordnet. Der Test ist seit 1. Januar 2020 für Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate, Stammzellpräparate aus Nabelschnurblut und Stammzellpräparate für die hämatopoetische Rekonstitution aus peripherem Blut oder aus Knochenmarkentnahme verpflichtend.
Die Deutsche Leberstiftung bietet eine Kurzbroschüre über Hepatitis E für Betroffene und ihre Angehörigen an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Hepatitis delta finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung fördert mit zwei Stipendien die Forschungsvernetzung in der Hepatologie (02.07.2024)