Nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) – Platz eins der Fettleber-Diagnosen
Die häufigste Form der Fettleber ist weltweit die nicht-alkoholische Fettleber (NAFL), die als eine erhöhte Fettinfiltration in der Leber bei Personen, die keinen oder wenig Alkohol trinken, definiert wird.
In Deutschland ist jeder vierte Bundesbürger über 40 bereits betroffen und bereits jedes dritte übergewichtige Kind leidet an dieser Krankheit – Tendenz steigend: Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 etwa 55 Millionen US-Amerikaner und Europäer an einer nicht-alkoholischen Leberentzündung leiden. Die Ergebnisse einer aktuellen Bevölkerungsstudie aus England zeigen, dass bereits mit Mitte 20 jeder fünfte Teilnehmer eine NAFL hat. Sechs Jahre zuvor war dieselbe Kohorte auch schon untersucht worden – damals lag der Anteil der Teilnehmer mit Fettleber bei nur 2,5 Prozent. Das Expertenteam kommt zu dem Fazit, dass offenbar Männer mit (viszeraler) Adipositas am häufigsten gefährdet sind. In den meisten Fällen entsteht die nicht-alkoholische Fettleber als Folge des sogenannten metabolischen Syndroms. Das metabolische Syndrom (auch Insulin-Resistenz-Syndrom oder metabolisch-vaskuläres Syndrom genannt) ist gekennzeichnet durch das gemeinsame Auftreten verschiedener Symptome und Krankheitsbilder. Dazu gehören Übergewicht (insbesondere Bauchfett), ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel (gestörter Zuckerstoffwechsel in Form einer Insulinresistenz), erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck. In der Regel sind ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel ursächlich für das metabolische Syndrom. Das Ungleichgewicht von Kalorien-Zufuhr und -Verbrauch erzeugt die vier gefäßschädigenden Risikofaktoren. Wenn dem Körper ständig mehr Kalorien zugeführt werden, als er verbrennen kann, wird die überschüssige Energie in Form von Fett eingelagert – nicht nur im Fettgewebe, sondern auch in der Leber. Die negativen Auswirkungen betreffen neben der Leber den gesamten Körper, weil Fetteinlagerungen in der Leber unter anderem zu den Hauptursachen für Diabetes mellitus Typ 2 zählen. Neben fettreicher Nahrung begünstigen sowohl zuckerreiche Lebensmittel als auch zuckerreiche Getränke eine nicht-alkoholische Fettleber.
Es gibt meistens keine fettleberspezifischen Symptome bei Menschen, bei denen sich eine nicht-alkoholische Fettleber entwickelt hat. Hier gilt in aller Regel – wie bei Lebererkrankungen allgemein – dass häufig nur Abgeschlagenheit und Müdigkeit als unspezifische Symptome auftreten. Manche Betroffene berichten über ein leichtes Druck- oder Völlegefühl im rechten Oberbauch.
Die Diagnose einer typischen Fettleber-Hepatitis wird im Wesentlichen aus einer Bildgebung wie beispielsweise Ultraschall, die auf einen vermehrten Fettgehalt hinweist, in Kombination mit erhöhten Transaminasen GOT und GPT gestellt. Im Vorfeld sollten andere klassische Lebererkrankungen, die beispielsweise durch Virusinfektionen verursacht sind, ausgeschlossen werden. Um Ursachen und Ausmaß der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung zu bestimmen, kann bei einer Leberbiopsie auch eine Gewebeprobe aus der Leber untersucht werden.
Zur Abgrenzung von der Diagnose alkoholische Fettleber sollten Patienten nach ihrem Alkoholkonsum befragt werden. Sicherlich ist eine Abgrenzung nicht immer möglich.
Die nicht-alkoholische Fettleber kann unbehandelt zu einer Fettleber-Entzündung (nicht-alkoholische Steatohepatitis, kurz NASH,) führen. Die nächste Stufe ist eine Fibrosierung und anschließend kann es zu einer Zirrhosebildung kommen, einer bindegeweblichen Vermehrung, die sich zum Vollbild einer Leberzirrhose entwickeln kann. Im Rahmen einer nicht-alkoholischen Fettleber neigen sowohl die Leberzirrhose als auch die entzündete Fettleber zu einer Tumorbildung – es entwickelt sich ein Leberzellkrebs. Bei der nicht-alkoholischen Fettleberentzündung kann Leberzellkrebs auch auftreten, bevor eine Zirrhose vorliegt."
Eine aktuelle Studie hat die Bedeutung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) in Bezug auf die Inzidenz unterschiedlicher Tumorarten in Deutschland untersucht. Die Studienergebnisse belegen, dass eine NAFLD als Indikator für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Krebs zu entwickeln, angesehen werden kann: NAFLD trägt zu einem kleinen Anstieg des Risikos für Brustkrebs bei Frauen, Genitalkrebs bei Männern und Hautkrebs unabhängig vom Geschlecht bei (Publikation: „Tumor incidence in patients with non-alcoholic fatty liver disease“).
Die nicht-alkoholische Fettleber-Entzündung wird von Experten als sogenannte Indikator-Erkrankung eingestuft: Man stirbt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, wenn man eine Fettleber-Entzündung hat. Die Fettleber-Entzündung - oder bereits die Diagnose Fettleber - kann somit auch als ein Hinweis für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gesehen werden.
Es gibt bislang keine zugelassenen Medikamente für die Diagnose nicht-alkoholische Fettleber. Die Therapie zielt in erster Linie auf eine Lebensstil-Veränderung mit mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung.
Bisher wurden Daten zur Versorgung von NAFLD-Patienten in Deutschland von zwei Forschungsgruppen erfasst: die NAFLD CSG der universitären Zentren und die FLAG-Studie, in der vor allem niedergelassene Zentren mitwirken. Nun gibt es unter dem Dach der Deutschen Leberstiftung eine übergeordnete Datenauswertung, das „Deutsche NAFLD-Register“, in dem Daten von NASH-/NAFLD-Patienten erfasst und ausgewertet werden. Geführt wird das Register von der Leberstiftungs-GmbH Deutschland. Wissenschaftlicher Leiter des Registers ist Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Frankfurt. Seit Dezember 2020 können Patientendaten im Register dokumentiert werden.
Detaillierte Informationen zum „Deutschen NAFLD-Register“, finden Sie hier und im Jahresbericht 2019 der Deutschen Leberstiftung, Seiten 15 bis 18.
Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen eine Kurzbroschüre zum Thema „Leber und Fett“ an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) finden Sie hier:
Weltkindertag: Deutsche Leberstiftung warnt vor Lebererkrankungen bei Kindern als Folge der Corona-Pandemie (13.9.2022)
Deutsche Leberstiftung zum „International NASH Day“: Erkrankung der Leber mit endemischen Ausmaßen (7.6.2022)
Deutsche Leberstiftung zum Weltgesundheitstag: Bewegung ist gut für die Leber und für das Klima (4.4.2022)
Hepatologische Forschungsvernetzung durch Stipendien der Deutschen Leberstiftung gefördert (31.08.2021)
Die Deutsche Leberstiftung vergibt Preis für eine herausragende hepatologische Publikation (30.08.2021)
Weltgesundheitstag: nicht-alkoholische Fettleber bei Kindern und Erwachsenen ein großes Risiko (31.3.2021)
Zum Weltkrebstag 2021 an die Leber denken – auch in Zeiten der Pandemie (28.1.2021)