Lebertransplantation – die letzte Therapieoption
Im Endstadium einer Lebererkrankung, in dem die lebenswichtigen Syntheseleistungen und Entgiftungsfunktionen kritisch abnehmen, ist eine Lebertransplantation, kurz LTX, die letzte Therapieoption. Heutzutage ist eine Lebertransplantation ein etabliertes Verfahren, bleibt aber dennoch anspruchsvoll. Allein in Deutschland wurden bislang über 27.000 Lebern transplantiert. Die Erfolgsrate ist hoch und steigt dank optimierter Nachbehandlung und verbesserter Operationstechnik weiter. Begünstigt wird jede Transplantation durch die große Regenerationsfähigkeit der Leber. Etwa 80 Prozent der transplantierten Organe sind nach fünf Jahren noch funktionsfähig, was auch für die Leberlebendspende gilt. Die Überlebenswahrscheinlichkeit hängt wesentlich von der Grundkrankheit des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Operation ab. Patienten, die die ersten Monate ohne Komplikationen überstehen, können oft ihr normales Leben wiederaufnehmen.
Der häufigste Grund für eine Transplantation in den westlichen Ländern sind heute die Leberzirrhose und deren Komplikationen, wie beispielsweise dem Leberzellkrebs (HCC). Die Leberzirrhose wird in den westlichen Ländern am häufigsten durch eine chronische Virushepatitis (B, C und/oder delta), langjährigen übermäßigen Alkoholkonsum oder eine Fettleberhepatitis verursacht. Nach einer Vergiftung, beispielsweise mit Knollenblätterpilzen, oder auch einer akuten Hepatitis kann es zu einem akuten Leberversagen kommen. Möglicherweise muss dann sofort transplantiert werden.
Für die optimale Verfügbarkeit von Spenderorganen in Deutschland sorgt die Stiftung Eurotransplant, die für die Zuteilung von Spenderorganen in insgesamt acht europäischen Ländern verantwortlich ist.
Um eine gerechte Vergabe der Organe durch Eurotransplant zu gewährleisten, wird die Dringlichkeit bei jedem einzelnen Patienten unter anderem über ein Punktesystem anhand der drei Laborwerte Bilirubin, Kreatinin und INR, dem internationalen Messwert zur Angabe der Blutgerinnungszeit, ermittelt. Je höher der konstatierte MELD-Wert (Model for endstage Liver Disease – Formel für Leberkrankheit im Endstadium) ist, desto früher kann der Patient mit einer Transplantation rechnen. Bei einigen Erkrankungen, wie beispielsweise bei der Primär Sklerosierenden Cholangitis (PSC) oder dem Leberzellkrebs gelten Sonderregelungen („matchMELD“). Es gibt außerdem dringliche Sonderfälle zum Beispiel bei der fulminanten Hepatitis, dem akuten Leberversagen einer vorher gesunden Leber. In einer solch dramatischen Situation greift ein spezielles Organvergabeverfahren, die „HU-Transplantation“ (high urgency – höchste Dringlichkeit). Die Patienten erhalten in der Regel innerhalb von zwei, drei Tagen eine neue Leber.
Der günstigste Zeitpunkt für eine Transplantation ist, wenn beim Patienten zwar die Leber nicht mehr länger funktioniert, aber andere Organsysteme, besonders Nieren und Gehirn, noch keinen Schaden genommen haben. Die Suche nach geeigneten Spenderorganen ist einfacher als etwa bei Nierentransplantationen, denn Spender und Empfänger müssen lediglich in der Blutgruppe und ungefähr in Größe und Gewicht übereinstimmen und die Leber muss möglichst gesund sein.
Nach wie vor gibt es in Deutschland zu wenig Spenderorgane. Jährlich ist die Zahl neu angemeldeter Patienten auf der Warteliste der Stiftung Eurotransplant größer als die Zahl geeigneter Spenderorgane. Viele Patienten, die auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, versterben aufgrund des Mangels an geeigneten Spenderlebern. Das Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende trat am 1. März 2022 in Kraft. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass alle Bürger regelmäßig nach ihrer Bereitschaft zur Organspende befragt werden, zum Beispiel in hausärztlichen Praxen. Den Ausweis gibt es kostenlos unter (0800) 904 04 00 oder in vielen Kliniken, Praxen, Apotheken und bei den Krankenkassen.
Nach der Transplantation wird der Patient intensivmedizinisch überwacht, dann folgen die normale Krankenhausstation und eine mehrwöchige Rehabilitation. Außerdem muss er lebenslang Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen. Die Einnahme dieser Medikamente kann zu einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen, beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems, der Nieren, der Nerven sowie der Entstehung von Tumoren, führen. Am häufigsten sind jedoch Infektionen, die aufgrund der Immunsuppression oft schwerer zu behandeln sind als bei „normalen“ Menschen. Trotz aller medizinischen Fortschritte besteht in Einzelfällen auch das Risiko, dass die neue Leber versagt.
Die richtige Ernährung ist ein wichtiger Baustein in der Begleitung von Patienten vor und nach einer Lebertransplantation. „Das große Kochbuch für die Leber“ der Deutschen Leberstiftung richtet sich an alle, die sich für eine lebergesunde Ernährung interessieren. Es bietet unter anderem für Menschen vor und nach der Lebertransplantation wichtige Informationen und zahlreiche Rezepte für eine bedarfsgerechte Ernährung. Ein persönliches Rezensionsexemplar können Journalisten für ihre Berichterstattung sehr gern per E-Mail an asche@humboldt.de (Frau M. Asche) anfordern.
Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen ein Informationsfaltblatt zum Thema „Leber und Transplantation“ an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Lebertransplantation finden Sie hier:
Pilzsaison eröffnet: Deutsche Leberstiftung warnt vor erhöhter Gefahr von Lebervergiftungen durch giftige Pilze (02.09.2024)
Lebertumoren – Prävention und Früherkennung: Deutsche Leberstiftung sensibilisiert zum Weltkrebstag 2024 (31.01.2024)