Lebertumoren
Leberzellkrebs (HCC) – in Deutschland immer häufiger
Beim Leberkrebs wird zwischen primärem Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) und sekundärem Leberkrebs (zum Beispiel Metastasen) unterschieden. Primärer Leberzellkrebs entsteht, wenn der bösartige Tumor sich direkt aus den lebereigenen Zellen entwickelt. Es gibt weitere primäre Krebserkrankungen der Leber wie beispielsweise das Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom, CCC), das in Zellen der Gallengänge entsteht oder das Angiosarkom, das seinen Ursprung in den Blutgefäßen der Leber hat.
Mit sekundärem Leberkrebs werden Lebermetastasen bezeichnet. Dabei handelt es sich um Lebertumoren, die an einer anderen Stelle des Körpers entstanden sind und Tochtergeschwulste in die Leber streuen. Es gibt auch gutartige Lebertumoren.
Das Hepatozelluläre Karzinom tritt in den meisten Fällen nach einer langjährigen chronischen Lebererkrankung auf und gehört mittlerweile zu den fünfthäufigsten Karzinomen des Mannes. Eine der Hauptursachen für ein HCC ist die chronische Virushepatitis (B, C und delta). Daher war Leberzellkrebs hauptsächlich in Ländern mit einer hohen Prävalenz von Hepatitis B und C verbreitet. Durch den Anstieg von chronischen Alkoholkonsum und Adipositas sind in den letzten Jahren auch in Deutschland die Erkrankungszahlen angestiegen. Immer häufiger wird Leberzellkrebs durch eine nicht-alkoholische Fettleberentzündung (nicht-alkoholische Steatohepatitis, NASH) verursacht, die als Folge einer unbehandelten nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) entstehen kann. Experten fordern, den Präventionsschwerpunkt in den betroffenen Ländern auf die Vermeidung und Therapie einer NAFL zu verlagern. Leberzellkrebs ist weltweit die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. In etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle entwickelt sich der Leberzellkrebs auf Basis einer Leberzirrhose. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Leberzellkrebs hat sich seit den 70er-Jahren mehr als verdoppelt.
Auch Giftstoffe wie Aflatoxin aus dem Schimmelpilz Aspergillus flavus, können zu Leberzellkrebs führen. Aspergillus flavus ist vor allem in Afrika und Teilen Asiens ein Problem, aus diesem Grund tritt dort Leberzellkrebs gehäuft auf. Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung von Leberzellkrebs sind bestimmte angeborene Stoffwechselerkrankungen wie die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose).
Der Tumor ist besonders tückisch, weil man ihn häufig zu spät diagnostiziert. Meist erst im fortgeschrittenen Stadium verursacht Leberzellkrebs Beschwerden wie Gelbsucht, Übelkeit, Gewichtsabnahme und Schmerzen im Oberbauch. Eine Früherkennung ist daher besonders wichtig. Dazu eignen sich bildgebende Diagnoseverfahren wie Sonografie, MRT und CT. Darüber hinaus beinhaltet die Untersuchung auf Leberzelltumoren die Bestimmung von Tumormarkern im Blut. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Durch verbesserte Diagnostik wird bei vielen Patienten der Krebs inzwischen früher erkannt. Die Therapie hat beträchtliche Fortschritte gemacht, viele früh erkannte primäre Leberzellkrebs-Erkrankungen sind heute heilbar.
Um weitere Möglichkeiten zu erforschen und neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2014 die German Alliance for Liver Cancer (GALC) mit institutioneller Förderung der Deutschen Leberstiftung gegründet. Die Allianz beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung von Leberzellkrebs. Ziel der GALC ist es, die Grundlagen der Diagnose und Behandlung von Leberzellkrebs nachhaltig zu verbessern und die Umsetzung entsprechender Forschungsergebnisse und -studien in Klinik und Diagnostik in Deutschland zu fördern, um so die Versorgung von Patienten mit Leberzellkrebs zu verbessern. Dies soll durch effektive, klinisch-interdisziplinäre, nationale Zusammenarbeit geschehen.
Die Leberzellkrebs-Therapie-Optionen sind vielfältig und vom Stadium der Tumorerkrankung und der Leberfunktion abhängig. Bei einem kleinen Tumor und noch ausreichender Leberfunktion kann beispielsweise eine Teilresektion der Leber erfolgen.
Auch die Lebertransplantation ist eine Therapieoption, wenn der Tumor eine bestimmte Größe nicht überschreitet und die Anzahl der Tumoren gering ist.
Darüber hinaus gibt es sogenannte loco-regionale Therapieverfahren wie beispielsweise RFA (Radiofrequenzablation) oder TACE (transarterielle Chemoembolisation) und auch eine systemische Therapie in Tablettenform.
Und es gibt aktuelle Erfolge bei neuen Leberzellkrebs-Therapien: Erstmalig seit fast einem Jahrzehnt wurde eine neue Erstlinientherapie in der systemischen Therapie des Hepatozellulären Karzinoms (HCC) zugelassen. Die neue Kombinationstherapie (Atezolizumab und Bevacizumab) verlängert im Vergleich zum Therapiestandard Sorafenib das Überleben signifikant und ist besser verträglich. Diese erste Immuntherapie, die beim HCC zugelassen wurde, basiert auf einem Immun-Checkpoint-Inhibitor (ICI) in Kombination mit einem VEGF (vascular endothelial growth factor)-Antikörper. Weitere Substanzen befinden sich in der klinischen Prüfung.
Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde dazu die S3-Leitlinie zum Hepatozellulären Karzinom aktualisiert und erweitert.
Krebs der Gallenwege und der Gallenblase (CCA)
Wenn die Gallenwege immer wieder oder sehr lange entzündet sind, kann es zur Entstehung eines Gallengangkarzinoms kommen. Diese Cholangiozelluläre Karzinome (CCA) können die Gallenwege innerhalb der Leber (intrahepatisch) und außerhalb der Leber (extrahepatisch) oder die Gallenblase (Gallenblasenkarzinom) betreffen.
Dieser Tumor ist relativ selten, die Häufigkeit nimmt in letzter Zeit allerdings zu. Die Heilungschancen sind aktuell begrenzt. Der Tumor wird häufig erst spät entdeckt, sodass dann meist eine Operation keine Therapiemöglichkeit mehr darstellt.
In diesen Fällen kann man mit einer Chemotherapie oder den jetzt zugelassenen Checkpoint-Inhibitoren (Immuntherapie) eine geringe Verlängerung der Lebenserwartung erreichen. Mit der Einlage von Stents („Gefäßstützen“) in die Gallenwege ist unter Umständen eine Verbesserung der Lebensqualität möglich.
Bei vielen Patienten mit Gallenwegskarzinomen liegen tumorgenetische Veränderungen (zum Beispiel FGFR2-Fusionen, IDH1- und BRAF-Mutationen) vor, sodass gezielte molekulare Therapien hier zukünftig eine große Rolle spielen könnten. Die Wirksamkeit dieser Therapien wird in verschiedenen Studien untersucht. Damit könnten zukünftig für einige Patienten maßgeschneiderte Therapien eine Option sein, die die individuellen genetischen Eigenschaften der Tumore berücksichtigen („molekulare Therapien“).
Für Patienten mit einer Leberzirrhose oder mit einer fortgeschrittenen chronischen Lebererkrankung bietet die Deutsche Leberstiftung den „Leberzellkrebs-Früherkennungspass“. Er fasst die Ergebnisse der Früherkennungsuntersuchungen zusammen. Damit ermöglicht er den Patienten einen Überblick der durchgeführten Untersuchungen und den behandelnden Ärzten einen raschen Zugriff auf deren Ergebnisse. Der „Leberzellkrebs-Früherkennungspass“ kann kostenfrei in der Geschäftsstelle der Deutschen Leberstiftung telefonisch unter 0511 532 6819 oder per E-Mail bestellt werden: info@deutsche-leberstiftung.de
Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen Kurzbroschüren zu den Themen „Leber und Krebs“ und „Krebs der Gallenwege und der Gallenblase (CCA)" sowie ein Informationsfaltblatt zum Thema „Leber und Transplantation“ an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Lebertumoren finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung zum Welt-Hepatitis-Tag: mit Aufklärung, Screening und Therapie die Virushepatitis eliminieren (22.07.2024)
Reisen mit Sicherheit: Deutsche Leberstiftung erinnert an Hepatitis-Impfschutz für den Urlaub (03.06.2024)
World Liver Day: Deutsche Leberstiftung fordert verstärkte Aufklärung für Lebererkrankungen (15.04.2024)
Weltgesundheitstag: Deutsche Leberstiftung fordert zur Früherkennung von Erkrankungen der Leber auf (02.04.2024)
Deutsche Leberstiftung zum Tag der gesunden Ernährung: Auch für die Leber ist Ernährung ein „Top-Thema“ (01.03.2024)
Lebertumoren – Prävention und Früherkennung: Deutsche Leberstiftung sensibilisiert zum Weltkrebstag 2024 (31.01.2024)
Deutsche Leberstiftung zum Jahreswechsel: So wird das neue Jahr lebergesund (27.12.2023)
Deutsche Leberstiftung: Warum das gemütliche Schlemmen in der Weihnachtszeit für die Leber oft sehr ungemütlich ist (27.11.2023)
Deutsche Leberstiftung fragt zum 24. Deutschen Lebertag: „Kennen Sie Ihre Leberwerte?“ (13.11.2023)
Deutsche Leberstiftung zum Weltkindertag: „Jedes Kind braucht eine lebergesunde Zukunft!“ (13.09.2023)