Mehrere internationale hepatologische Fachgesellschaften haben im Juni 2023 eine präzisere und patientenorientierte Nomenklatur/Struktur für die bisher sogenannten „Fettlebererkrankungen“ beschlossen. Der neue Überbegriff für die angepasste Terminologie und die Einteilungserweiterung von Fettlebererkrankungen lautet Steatotische Lebererkrankung (Steatotic liver disease, SLD). Die angepasste Nomenklatur umfasst unterschiedliche Diagnosestellungen und verschiedene Ursachen der Erkrankungen. Der nachfolgende Text wird sobald wie möglich aktualisiert.
Fettleberentzündung (Steatohepatitis) – häufigste Lebererkrankung in Deutschland
Die Fettleber (Steatosis hepatis) ist ein häufiges Problem in Deutschland. Mediziner unterscheiden zwischen einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und einer alkoholischen Fettleber (AFL) – oft ist es schwierig, diese Unterscheidung eindeutig zu treffen. Zu den Ursachen, die meistens in Kombinationen zu einer Fettleber führen, zählen neben falscher Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht, starker Alkoholkonsum oder auch ein bestehender Diabetes mellitus. Dass der Typ-2-Diabetes (T2DM) nicht nur ein wesentlicher NAFLD-Risikofaktor ist, sondern dass die synergistischen Effekte der beiden Erkrankungen das Mortalitätsrisiko erhöhen, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse. Zudem zeigte sich, dass die Insulin-Clearance bei Patienten mit NAFLD herabgesetzt ist und eine geringere Sensitivität für Insulin bewirkt. Wenn die Leber mehr Gifte verarbeiten oder mehr Fette aufnehmen muss, als sie abbauen oder speichern kann, lagert sich zusätzlich Fett im Lebergewebe ab. Rund ein Drittel der Erwachsenen hat eine durch Fetteinlagerung vergrößerte Leber – und die Zahl nimmt stetig zu. Auch bereits jedes dritte übergewichtige Kind hat eine Fettleber.
Im ersten Stadium handelt es sich um eine reine Fettleber, die keine entzündlichen Reaktionen aufweist. In der zweiten Phase, die jeder zweite Betroffene entwickelt, zeigt die Leber bereits entzündliche Reaktionen, man spricht von einer „Steatohepatitis“. Diese sogenannte Fettleberhepatitis wird unterschieden in eine „nicht-alkoholische Fettleberentzündung“ (NASH) und eine durch Alkoholkonsum verursachte „alkoholische Fettleberentzündung“ (ASH). Aus der Fettleberhepatitis kann sich eine Leberfibrose (Bindegewebsvermehrung) und im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose (Vernarbung der Leber) entwickeln. Auch Leberzellkrebs zählt zu den möglichen Folgeerkrankungen einer entzündeten Fettleber.
Eine Heilung der meist symptomarmen Lebererkrankung, von der auch schlanke oder nur leicht übergewichtige Menschen betroffen sein können, ist mit Medikamenten bislang noch nicht möglich. Eine Fettleber, auch eine Fettleberentzündung, kann sich zurückbilden – vorausgesetzt, die Betroffenen ändern ihren Lebensstil: Abhängig von der Ursache der Fettleber umfasst der veränderte Lebensstil eine kontrollierte Gewichtsreduktion, eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und einen Alkohol-Verzicht.
„Das große Kochbuch für die Leber“ der Deutschen Leberstiftung richtet sich an alle, die sich für eine lebergesunde Ernährung interessieren. Es bietet unter anderem für Menschen mit Fettleber(erkrankung) wichtige Informationen und zahlreiche Rezepte für eine bedarfsgerechte Ernährung sowie praktische Tagesmenüpläne. Ein persönliches Rezensionsexemplar können Journalisten für ihre Berichterstattung sehr gern per E-Mail an asche@humboldt.de (Frau M. Asche) anfordern.
Medikamentös lassen sich die nicht-alkoholische Fettleber und die alkoholische Fettleber derzeit noch nicht adäquat behandeln. Aktuell sind verschiedene Medikamente mit differenzierten Wirkprinzipien im Entwicklungsstatus. Neue Studien belegen eine Reduzierung von Leberfett und Fibrose zum Beispiel durch eine Verbesserung des Zuckerstoffwechsels mit bestimmten Medikamenten. Auch strukturierte Abnehm-Programme können erfolgreich sein. Im März 2024 erhielt der Wirkstoff Resmetirom (selektiver Agonist am Schilddrüsenhormonrezeptor β) von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde, der „Food and Drug Administration“ (FDA), eine beschleunigte Zulassung aufgrund der Ergebnisse einer Phase III-Studie. Damit ist erstmals ein Präparat zur Behandlung der NASH zugelassen worden. Es ist das erste Medikament, mit dem eine signifikante Reduktion des Fibrosegrads sowie eine Verbesserung des NASH-Scores erreicht werden kann. In der EU wird eine Zulassung für die Behandlung der NASH geprüft.
Damit eine geschädigte Leber noch in einem frühen Stadium der Verfettung durch einen veränderten Lebensstil positiv beeinflusst werden kann, ist der Test der Leber-Blutwerte wichtig. Dieser gehört in der Regel nicht zu den Routine-Untersuchungen. Speziell übergewichtige Menschen und Patienten mit einem Diabetes mellitus sollten beim Arztbesuch eine mögliche Lebererkrankung thematisieren und abklären. Eine Fettlebererkrankung kann auch die Folge einer anderen Ursprungserkrankung sein wie beispielsweise einer seltenen Erkrankung.
Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen Kurzbroschüren zu den Themen „Leber und Fett“ und „Leber und Leberwerte“ an.
Unter den Navigationspunkten nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) und alkoholische Fettleber (AFL) werden diese beiden Fettleber-Varianten hier auf der Website spezifisch thematisiert.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Fettlebererkrankungen finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung fördert mit zwei Stipendien die Forschungsvernetzung in der Hepatologie (02.07.2024)
World Liver Day: Deutsche Leberstiftung fordert verstärkte Aufklärung für Lebererkrankungen (15.04.2024)
Weltgesundheitstag: Deutsche Leberstiftung fordert zur Früherkennung von Erkrankungen der Leber auf (02.04.2024)
Deutsche Leberstiftung zum Tag der gesunden Ernährung: Auch für die Leber ist Ernährung ein „Top-Thema“ (01.03.2024)
Welt-Adipositas-Tag: „Let’s talk about …“ – auch die Deutsche Leberstiftung sieht Rede- und vor allem Handlungsbedarf (26.02.2024)
Lebertumoren – Prävention und Früherkennung: Deutsche Leberstiftung sensibilisiert zum Weltkrebstag 2024 (31.01.2024)
Deutsche Leberstiftung zum Jahreswechsel: So wird das neue Jahr lebergesund (27.12.2023)
Deutsche Leberstiftung: Warum das gemütliche Schlemmen in der Weihnachtszeit für die Leber oft sehr ungemütlich ist (27.11.2023)
Deutsche Leberstiftung fragt zum 24. Deutschen Lebertag: „Kennen Sie Ihre Leberwerte?“ (13.11.2023)
Deutsche Leberstiftung zum Weltkindertag: „Jedes Kind braucht eine lebergesunde Zukunft!“ (13.09.2023)