Akutes Leberversagen – lebensbedrohliches Krankheitsbild
Als akutes Leberversagen (ALV) wird ein seltenes, jedoch hochgradig lebensbedrohliches Krankheitsbild bei zuvor gesunden Patienten bezeichnet, das durch akute Leberinsuffizienz (Ikterus / Gelbsucht, Koagulopathie / Gerinnungsstörung) und hepatische Enzephalopathie gekennzeichnet ist.
Viele Lebererkrankungen verursachen im Anfangsstadium meistens keine Symptome und bleiben deswegen unbemerkt. Im Gegensatz dazu treten bei einem akuten Leberversagen charakteristische Symptome auf: Das Weiß in den Augen (Sklera) und die Schleimhäute verfärben sich gelb und auch die Haut wechselt zu einem gelblichen Ton (Ikterus). Der Erkrankte hat zunächst Konzentrationsschwierigkeiten, und wird oft müde. Durch das Leberversagen werden Störungen im Gehirn verursacht, die als hepatische Enzephalopathie bezeichnet werden. Darüber hinaus können sich vermehrt Einblutungen zum Beispiel unter der Haut abbilden, die durch Blutgerinnungsstörungen hervorgerufen werden (hämorrhagische Diathese).
Außerdem kann bei einem Leberversagen bei den Betroffenen ein typischer Atemgeruch nach roher Leber auftreten (Foetor hepaticus). Anschließend kommt es häufig zu einem Blutdruckabfall und zu einer beschleunigten Atmung. Das nächste Stadium ist eine extreme Müdigkeit mit großem Schlafbedürfnis, das im Rahmen der hepatischen Enzephalopathie in ein sogenanntes hepatisches Koma führt.
Ein akutes Leberversagen bedeutet, dass die Leberfunktion ohne eine langfristige Vorerkrankung zusammenbricht. Nur etwa 200 bis 500 Menschen entwickeln in Deutschland jährlich ein akutes Leberversagen. Die Ursachen für eine plötzliche Leberinsuffizienz sind vielfältig. Die häufigsten Ursachen in Deutschland sind virale Hepatitiden, Alkoholmissbrauch und Medikamententoxizität. Selten sind die Autoimmunhepatitis und die Erbkrankheit Morbus Wilson die auslösenden Faktoren. Bei circa 20 Prozent der Fälle bleibt der Auslöser der Leberentzündung unklar, die für das akute Leberversagen verantwortlich war. Ärzte bezeichnen dies als eine kryptogene Hepatitis.
Wenn bei einem akuten Leberversagen die Wahrscheinlichkeit des Spontanüberlebens unter 20 Prozent liegt, muss die Indikation zur Lebertransplantation geprüft werden. Bei akutem Leberversagen sollte die rechtzeitige Vorstellung in einem Lebertransplantationszentrum in Betracht gezogen werden. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland bei akutem Leberversagen eine Lebertransplantation, die lebensrettend sein kann, zu selten durchgeführt wird. Die populationsbasierte Studie mit Daten von 25 Millionen gesetzlich Versicherten belegt, dass trotz der hohen Mortalität von 47 Prozent nur in 3,8 Prozent der Fälle eine Lebertransplantation durchgeführt wurde.
Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen ein Informationsfaltblatt zum Thema „Leber und Transplantation“ an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema akutes Leberversagen finden Sie hier:
Pilzsaison eröffnet: Deutsche Leberstiftung warnt vor erhöhter Gefahr von Lebervergiftungen durch giftige Pilze (02.09.2024)
Deutsche Leberstiftung informiert zum „Tag der Seltenen Erkrankungen“: auch die Leber kann betroffen sein (22.02.2024)