Autoimmunhepatitis und ICI
Autoimmunhepatitis (AIH) und Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) – immunvermittelte Nebenwirkung
Behandlungen mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) sind heutzutage ein zentraler Bestandteil der onkologischen Immuntherapie. Der ICI-Wirkmechanismus führt zur Aktivierung von Immun-Effektorzellen, die den Tumor attackieren. Der mittlerweile breite Einsatz des neuen Therapieprinzips für zahlreiche verschiedene Karzinome führt gleichzeitig dazu, dass potentielle Nebenwirkungen deutlich häufiger beobachtet werden. Im Mittelpunkt stehen hier Immunphänomene, ähnlich einer Autoimmunerkrankung. Dies können auch gastroenterologische und hepatologische Krankheitsbilder sein – beispielsweise Hepatitiden.
Grundsätzlich sind Grad 3- oder Grad 4-Erhöhungen der Lebertransaminasen während einer Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren relativ selten, sofern keine Kombinationstherapien angewendet werden. In einzelnen Fällen kann eine Hepatitis im Rahmen von Immun-Checkpoint-Blockaden aber auch fulminant verlaufen.
In allen Phasen einer Immuntherapie können Leberwerterhöhungen auftreten, bereits nach wenigen Wochen kann es zu gravierenden Transaminasenerhöhungen kommen. Umgekehrt können sich Hepatitiden auch erst nach mehreren Monaten manifestieren. Für den klinischen Alltag bedeutet das, dass Patienten unter stabiler Immun-Checkpoint-Blockade regelmäßig alle vier bis zwölf Wochen auf Lebertransaminasen untersucht werden sollten.
In Anbetracht des aktuell noch begrenzten Wissens über den genauen Verlauf einer „Immun-Checkpoint-Blockade-Hepatitis“ ist eine Leberbiopsie zur genauen histologischen Charakterisierung und zur Differenzialdiagnose indiziert. Virale Hepatitiden (insbesondere eine Hepatitis E) sollten ebenso wie andere Ursachen einer akuten Lebererkrankung ausgeschlossen werden. Die Differentialdiagnose kann im Alltag schwierig sein, da viele Patienten umfangreiche Komedikationen aufweisen, die ebenfalls hepatotoxisch sein können.
Grundsätzlich sind Leberentzündungen nach Immun-Checkpoint-Blockade in der überwiegenden Zahl der Fälle steroid-sensibel. Bei reiner Hepatitis ohne wesentliche Einschränkung der Lebersynthese- und Entgiftungsfunktion ist eine Monotherapie ausreichend. Ausschleichschemata analog zur Therapie der Autoimmunhepatitis sind sinnvoll. Bei schwerer Hepatitis – insbesondere bei Kombinationstherapien – wird in der Regel eine initiale Prednisolon-Therapie und eine frühe Kombination mit einem zweiten Immunsuppressivum empfohlen. Aktuell ist noch unklar, welche Patienten in jedem Fall eine Steroid-Medikation benötigen. Auch bei unbehandelten Patienten können sich nach Absetzen der Immun-Checkpoint-Blockade die Transaminasen nach zwei bis zwanzig Wochen spontan normalisieren.
Jede Therapieentscheidung bleibt individuell und muss das Tumoransprechen, die Schwere der Hepatitis und eventuell begleitende Lebererkrankungen wie beispielsweise Fettleber berücksichtigen.