Hepatitis C-Virus (HCV) / Hepatitis C
Das Hepatitis C-Virus (HCV) wird in den meisten Fällen über direkten oder indirekten Blutkontakt übertragen. Zu den aktuellen Haupt-Infektionswegen zählen der gemeinsame Gebrauch von Nadeln und Spritzen bei Drogenabhängigen, unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser. Abhängig von der Viruskonzentration im Blut kann HCV auch in Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Tränen oder Sperma nachgewiesen werden. Ansteckungen durch diese Körperflüssigkeiten sind jedoch sehr unwahrscheinlich. Übertragungen einer Infektion von einer infizierten Mutter auf das Kind vor oder während der Geburt kommen in bis zu sieben Prozent der Fälle vor.
Die Gefahr einer sexuellen Übertragung von HCV besteht bei intensiven Sexualpraktiken mit hohem Verletzungsrisiko. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Risikobereitschaft für ungeschützten Geschlechtsverkehr in manchen Bevölkerungsgruppen steigt. Beispielsweise bei Menschen, die sich einer Präexpositionsprophylaxe (PrEP) unterziehen, bei der HIV-negative Menschen mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ein HIV-Medikament einnehmen, das bei korrekter Einnahme vor einer HIV-Infektion schützt. Wie eine aktuelle Metaanalyse belegt, zeigen PrEP-Anwender ein zunehmendes Risikoverhalten, das zu einem 25-prozentigen Anstieg der sexuell übertragbaren Infektionen (Sexually Transmitted Infections, kurz STI) führt. Zu diesen Erkrankungen zählen auch Infektionen mit einem Hepatitis-Virus. Gemäß der aktuellen deutsch-österreichischen PrEP-Leitlinien sollten PrEP-Anwender alle sechs bis zwölf Monate einen Hepatitis C-Test durchführen lassen.
Bei bis zu 40 Prozent der Erkrankten bleiben Ansteckungs-Weg und -Zeitpunkt der HCV-Infektion unklar.
Die meisten heute bestehenden Infektionen lassen sich auf intravenösen Drogenkonsum und Transfusion von Blutprodukten vor 1992 zurückführen. Dialyse-Patienten sind ebenfalls häufiger betroffen. Heute ist eine Infektion über Blutprodukte praktisch ausgeschlossen, da jedes Blutprodukt auf das Hepatitis C-Virus getestet wird.
Circa 80 Prozent der Infizierten verspüren während der akuten Infektionsphase keine Symptome. Bei circa 20 bis 50 Prozent der Patienten heilt die Infektion spontan aus. Die Mehrheit entwickelt einen unterschiedlich schweren chronischen Verlauf: Bei circa 15 bis 20 Prozent der betroffenen chronisch Erkrankten entwickelt die Leber eine Leberzirrhose und im weiteren Verlauf kann ein Leberzellkrebs entstehen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 58 Millionen Menschen weltweit chronisch mit HCV infiziert – allein in Deutschland sind wahrscheinlich bis zu 189.000 Menschen betroffen. Die chronische Hepatitis C zählt nach der Fettleberhepatitis beispielsweise durch Alkohol oder Übergewicht und Diabetes mellitus zur zweithäufigsten Ursache von Leberzirrhose und Leberzellkrebs in Deutschland.
Im Rahmen des Präventionsprogramms „Gesundheitsuntersuchung“ für gesetzlich Versicherte, bis März 2019 als „Check-up 35“ bezeichnet, besteht ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei Jahre ein Anspruch auf eine Vorsorge-Untersuchung. Seit dem 1. Oktober 2021 wird als neue Vorsorgeleistung auch das einmalige Screening auf Hepatitis B und C angeboten. Damit sollen bislang unentdeckte Infektionen mit den Hepatitis-Viren B (HBV) und C (HCV) erkannt und betroffenen Menschen soll eine möglichst frühzeitige Behandlung angeboten werden. Erste Datenanalysen belegen, dass seit Einführung des Screenings die Diagnose-Zahlen steigen: In den ersten anderthalb Jahren konnte durch das Screening die Diagnose der Hepatitis B auf fast das Dreifache und die Diagnose der Hepatitis C auf fast das Zweieinhalbfache gesteigert werden. Auch wenn der jeweilige Anstieg in der Altersgruppe über 35 Jahre am deutlichsten ist und somit mit dem Screening assoziiert werden kann, gibt es noch weitere zu berücksichtigende Faktoren. Beispielsweise zählen auch die Fluchtmigration aus Ländern mit deutlich höherer Prävalenz bei aktiven HBV- und HCV-Infektionen zu den Gründen für steigende Fallzahlen.
Seit Juni 2023 ist der „HCV-Tracker“, ein Kooperationsprojekt der Deutschen Leberstiftung und AbbVie Deutschland, online. Auf der Website werden regelmäßig aktualisierte Daten zu Hepatitis C-Neudiagnosen und zu den antiviralen Behandlungen in Deutschland veröffentlicht und zu modellierten Zielwerten ins Verhältnis gesetzt.
Eine Impfung gegen Hepatitis C existiert bisher noch nicht. Doch seit 2014 sind in Deutschland zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C zugelassen, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct Acting Antiviral Agents). Die Heilungsraten dieser jetzt interferonfreien Tablettentherapien von acht bis zwölf Wochen Dauer sind sehr hoch, sie liegen in der Regel bei zwischen 90 und 100 Prozent.
Um die Behandlung der Patienten mit einer chronischen Hepatitis C zu verbessern und die Wirksamkeit der neuen Medikamente zu prüfen, wurde im Jahr 2014 das „Deutsche Hepatitis C-Register (DHC-R)“ gestartet. Es ist eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung. Mit den Daten aus dem DHC-R können viele wissenschaftliche Fragestellungen beantwortet werden.
Die Deutsche Leberstiftung bietet eine Kurzbroschüre über Hepatitis C für Betroffene und ihre Angehörigen an.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Hepatitis C finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung zum Welt-Hepatitis-Tag: mit Aufklärung, Screening und Therapie die Virushepatitis eliminieren (22.07.2024)
Reisen mit Sicherheit: Deutsche Leberstiftung erinnert an Hepatitis-Impfschutz für den Urlaub (03.06.2024)
World Liver Day: Deutsche Leberstiftung fordert verstärkte Aufklärung für Lebererkrankungen (15.04.2024)
Weltgesundheitstag: Deutsche Leberstiftung fordert zur Früherkennung von Erkrankungen der Leber auf (02.04.2024)
Lebertumoren – Prävention und Früherkennung: Deutsche Leberstiftung sensibilisiert zum Weltkrebstag 2024 (31.01.2024)