Gefäßerkrankungen der Leber
Das lebenswichtige Organ Leber verfügt über eine doppelte Blutversorgung. Zwei Drittel des Blutzuflusses in die Leber werden über die Pfortader (Versorgung mit Nährstoffen) transportiert. Die Leberarterie liefert die restliche Blutmenge (Versorgung mit Sauerstoff). Die Lebervenen drainieren die Leber in die untere Hohlvene. Bei zunehmenden Blutfluss in der Portalvene, nimmt der arterielle Fluss gleichzeitig ab – und umgekehrt. Dieses Blut-Versorgungssystem gewährleistet bei gesunden Menschen einen begrenzten Schutz vor Ischämien.
Obwohl die Leber über die beschriebene duale Blutversorgung verfügt, kann das metabolisch aktive Organ Leber geschädigt werden. Risikofaktoren sind unter anderem Ischämie (Minderdurchblutung / Durchblutungsausfall), eine gestörte venöse Drainage und spezifische vaskuläre Schädigungen.
Budd-Chiari-Syndrom – Thrombose der Lebervenen
Das Budd-Chiari-Syndrom, benannt nach den beiden Erstbeschreibern George Budd (englischer Internist) und Hans Chiari (österreichisch-deutscher Pathologe) kann unter anderem durch Thrombosen ausgelöst werden, die den Leberblut-Abfluss komplett oder teilweise blockieren. Grund für diese Thrombosen sind oft hämatologische Erkrankungen und Gerinnungsstörungen. Dieses Lebervenenverschluss-Syndrom kann in den kleinen und großen Lebervenen entstehen, die Blut aus der Leber zur unteren Hohlvene abführen. Bei einer großen Anzahl verschlossener Venen können ein Blutrückstau und ein erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem entstehen, die sogenannte nicht-zirrhotische portale Hypertension [LINK]. Im chronischen Stadium kann sich eine Leberzirrhose entwickeln. Auch Störungen in der Umgebung der Lebervenen wie beispielsweise Leber- oder Nierentumoren, die auf die Lebervenen drücken, können ein Budd-Chiari-Syndrom verursachen.
Eine typische Beschwerdesymptomatik gibt es beim Budd-Chiari-Syndrom nicht. Abhängig davon, ob der Verschluss der Lebervenen schnell oder langsam entsteht, können die Beschwerden unterschiedlich sein. Ein schnell fortschreitender Verschluss der Lebervenen kann zu einem plötzlichen Versagen der Leberfunktion führen. Häufiger sind die klassischen Beschwerden des sich über einen längeren Zeitraum entwickelnden Pfortaderhochdruckes wie Bauchschmerzen, Leber- und Milzvergrößerung, Bauchwasserbildung, Blutungen aus der Speiseröhre oder Hämorrhoidalblutungen.
Die Diagnostik erfolgt in der Regel durch eine farbkodierte Doppler-Sonographie, bei der fehlende Blutflüsse in den Lebervenen dargestellt werden können. Wenn die Doppler-Sonographie-Ergebnisse unklar sind, kann eine Magnetresonanztomographie der Blutgefäße (Magnetresonanzangiographie) oder eine Computertomographie (CT) weitere Hinweise geben.
Bei einem frühzeitig festgestellten Budd-Chiari-Syndrom kann eine medikamentöse Therapie zur Blutverdünnung ausreichend sein. Auch Eingriffe zur Erweiterung eines Blutgefäßes oder zur Umleitung des Blutflusses zählen zu den Therapiemöglichkeiten (Anlage eines TIPS – transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt). Darüber hinaus können weitere chirurgische Operationsverfahren zur Wiederherstellung des Blutabflusses angewandt werden.
Wenn eine ausreichende Leberdurchblutung dauerhaft nicht sichergestellt werden kann, ist eine Lebertransplantation erforderlich.
Nicht-zirrhotische portale Hypertension – erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem
Eine Komplikation einer Leberzirrhose kann sein, dass sich ein erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem einstellt, weil aufgrund der Lebervernarbung das Blut nicht mehr ungehindert von Darm und Milz durch die Leber fließen kann.
Ein Pfortaderhochdruck kann in seltenen Fällen auch entstehen, wenn keine Leberzirrhose vorliegt. Ursache für diese nicht-zirrhotische portale Hypertension kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten sein. Warum Medikamente zu einem erhöhten Blutdruck in der Pfortader führen, ist bisher nur zum Teil erforscht. Im Rahmen des verminderten Blutflusses in die Leber kann es im Verlauf von Jahren zum Wachstum von Leberzellen kommen, es entwickeln sich „regenerative Hyperplasien“ die Tumore vortäuschen können, aber nicht bösartig sind.
Aktuelle Presseinformationen der Deutschen Leberstiftung zum Thema Gefäßerkrankungen der Leber finden Sie hier:
Deutsche Leberstiftung zum Tag der gesunden Ernährung: So wichtig ist eine leber- und gallenschonende Ernährung (03.03.2025)
Bestseller: „Das Leber-Buch“ in fünfter, aktualisierter und erweiterter Auflage (13.02.2025)
Risiken für Lebertumoren früh erkennen: Deutsche Leberstiftung informiert am Weltkrebstag (30.01.2025)
World Liver Day: Deutsche Leberstiftung fordert verstärkte Aufklärung für Lebererkrankungen (15.04.2024)
Weltgesundheitstag: Deutsche Leberstiftung fordert zur Früherkennung von Erkrankungen der Leber auf (02.04.2024)